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Das Haus, das wir 2016 gekauft habe, wurde im Jahr 2004 bereits teilrenoviert (sonst hätten wir es nicht gekauft, hier sah es vorher recht wild aus). Unter Anderem hat die Vorbesitzerin das Bad im ersten Stock komplett neu machen lassen. Allerdings ist das leider mittlerweile 16 Jahre her und da meine Philosophie beinhaltet, so wenig Handwerker wie möglich ins Haus zu lassen, musste ich da ran. Installateure empfehlen teilweise, nach 5 – 10 Jahren die Fugen zu erneuern, von dem her war das schon mehr als überfällig.

Zum besseren Verständnis habe ich aus dem Bilderfundus, den uns die Vorbesitzerin überlassen hat, mal einen Vorher-Nachher-Vergleich rausgesucht:

Vorher: Zeitlos-klassisches Design in schweineschinkenrosa. Sogar eine Badewanne gab es, was bei der Größe des Raumes ziemlich ambitioniert ist. Man muss dazu noch bedenken, dass in dem Haus zeitweise 4 Erwachsene, 2 Kinder und ein Hund wohnten und das das einzige Bad war.

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So sah das Bad nach der Renovierung aus (und sieht es noch heute, allerdings natürlich nicht so schön aufgeräumt). Sagen wir mal, es hat sich minimal zum Besseren verändert.

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Da aber nach besagter Zeit die Fugen teilweise schon rissig und an manchen Stellen sogar schimmlig waren, habe ich mich entschieden, ALLE Fugen zu entfernen und zu ersetzen.

Entfernen der alten Fugen

Das alte Silikon wird zuerst mechanisch entfernt. Dazu eignet sich ein handelsübliches Cuttermesser am besten. Idealerweise fährt man die (neue) Klinge komplett aus, dann kann man das Messer mit leichtem Druck perfekt an der Wand entlangfahren lassen. Zu diesen Dingern namens „Fugenhai“ rate ich nicht unbedingt, bei mir werden die sofort stumpf (und dafür sind die zu teuer). Sollte die Unterkonstruktion aus imprägniertem Gipskarton bestehen (wie bei uns), muss man aufpassen, mit dem Messer nicht zu tief in die Fugen zu fahren, da man sonst die Abdichtung beschädigt. Mir hat zu diesem Zweck noch ein Haken, wie ihn der Zahnarzt benutzt, geholfen, da man damit das verbleibende Silikon super aus den Fugen holen kann ohne dass man Gefähr läuft, die Abdichtung zu erwischen. So ein Werkzeug nennt sich „O-Ring-Picker“ und wurde von mir eigentlich zum Entfernen von O-Ringen bei meinem Motorrad gekauft.

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Damit auch wirklich keine Reste bleiben (Silikon haftet ja bekanntlich nicht auf Silikon), habe ich Silikonenferner besorgt, die Fugen mit einem Pinsel behandelt und das ganze nach ca. 6 Stunden erneut mit dem Teppichmesser abgeschabt. Silikonentferner verwandelt altes Silikon in ziemlich klebrigen Schleim, Handschuhe sind empfehlenswert.

Kleine Anmerkung noch: Ich habe das billigste Produkt aus dem Baumarkt genommen (nachdem ich die Inhaltsstoffe mit den Produkten der namhaften Hersteller verglichen habe, ist mir aufgefallen, dass die Mittel komplett identisch sind).

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Reinigen der Fugen

Jetzt waren die Fugen blank und konnten gereinigt werden. Besonders im Bodenbereich war schon ein kleines bisschen Schimmel vorhanden. Also habe ich alle Fugen (vorsorglich) erst mit Schimmelentferner und danach mit Spiritus gereinigt. Dafür habe ich eine Reinigungsbürste (im Prinzip tuts eine „harte“ Zahnbürste auch) benutzt und danach mit einem Baumwolltuch nachgerieben.

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Nach einer Trocknungszeit von ca. 12 Stunden (sicher ist sicher) ging es an die Vorarbeit zum Silikonieren. Auch wenn man daran die fehlende Professionalität erkennt, habe ich die Fugen abgeklebt und empfehle das auch so weiter. Ist zwar zusätzliche Arbeit, verhindert aber unnötigen Reinigungsaufwand (der, wenns blöd läuft, größer ist).

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Neues Silikon aufbringen

Nun wird die Silikonpresse und Kartusche vorbereitet. Dazu schneidet man die Dosierspitze schräg ab, um eine schöne gleichmäßige Silikonwurscht produzieren zu können.

Nachtrag zum Silikon: Da sollte man auf keinen Fall sparen. In jedem Fall muss man schimmelhemmendes Silikon von namhaften Herstellern verwenden. Das stinkt dann auch nicht ganz so übel nach Essig.

Als Nächstes fährt man mit der Spritze gleichmäßig und in einem Rutsch alle Fugen entlang. Dabei muss man beachten, nicht zu viel und nicht zu wenig Silikon aufzubringen. Nach dem ersten Meter sollte man das aber draufhaben.

Jetzt kommt ein Trick, den ich irgendwo im Internet gesehen habe, aber leider nicht mehr finde. Den meisten Leuten ist der Trick mit Gummihandschuh und Spülmittelwasser geläufig. Ich empfehle aber sogenannte „Fugies“ in Verbindung mit Babytüchern. Von letzteren haben wir mehrere Großpackungen zuhause, da wir sie für drei kleine Hintern benötigen.

Auf jeden Fall nimmt man nun einen Fugie zur Hand. Ich habe einen speziellen, der sich aber, je nachdem wie man ihn hält, für verschiedene Fugenarten eignet (das kleine weiße abgerundete Ding rechts unten):

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Den Fugie reibt man nun mit dem Babypopotuch ab und erzeugt dadurch einen leicht öligen Film, an dem das Silikon nicht haftet. Danach zieht man die Silikonfuge langsam und konzentriert in einem Wisch durch. An Kreuzverbindungen kann man mit einem Babytuch oder einem Gummihandschuh, den man vorher damit imprägniert, etwas „nachmodellieren“. Das Ganze geht auch ohne Gummihandschuhe, da man mit den Tüchern sogar die Hände vom Silikon reinigen kann.

Ergebnis

Wenn man alle Fugen bearbeitet hat, nimmt man das Klebeband vorsichtig ab, indem man es von der Fuge wegzieht. Das Ergebnis sieht fast aus wie vom Profi:

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Jetzt noch die Trockenzeit einhalten (steht auf der Kartusche) und dann kann fröhlich losgeduscht werden.

Lohnt sich die ganze Geschichte?

Der Arbeitsaufwand beim Silikonfugen erneuern ist nicht zu unterschätzen. Allerdings entstehen, wenn man es selber macht, Materialosten von ca. 10 – 20 Euro. Wenn der Profi kommt, ist man da ganz schnell in einem anderen Bereich. Laut Internetrecherche kommen da ca. 250 Euro auf einen zu (ohne Gewähr). Da mache ich es lieber selber und kauf mir von dem gesparten Geld was Lustiges für die Werkstatt! Also einfache Antwort auf die Frage: Ja!