So ein altes Wohnmobil ist wie ein Überraschungsei, was Defekte angeht. Es gibt an jeder Ecke was zu tun, wenn man genau hinschaut. Seit wir die Kiste aus der Winterpause geholt haben, bin ich gleichzeitig an mehreren Projekten beschäftigt, die nach und nach ihren Weg in diesen Blog finden werden. Heute geht es mal um die Behebung eines Wasserschadens im Heck.

Wie kam es überhaupt zu der ganzen Geschichte? Ein wichtiger Aspekt beim Kauf war, dass das Wohnmobil nicht komisch riecht (immerhin wollen wir bald einen Monat darin wohnen, außerdem lässt muffiger Geruch oft Rückschlüsse auf Wasserschäden oder Schimmelprobleme zu). Wie ich allerdings irgendwann festgestellt habe, riecht es vor allem im Bad ganz leicht nach diesem blauen Mittel für die Chemietoilette. Den Geruch kenne ich noch von Festivals und den dazugehörigen Dixieklos und brauche den nicht den ganzen Urlaub in der Nase.
Außerdem fand ich diese Kassettentoilette und eigentlich das ganze Klo irgendwie eklig, auch da die Kassette schon gute 30 Jahre auf dem Buckel hat und wahrscheinlich doch schon einiges schlucken musste. Und man fühlt sich in dem Bad wie in einem U-Boot.

Ein bisschen Recherche hat ergeben, dass immer mehr Camper auf eine Trenntoilette umbauen. Das fand ich interessant und nach Rücksprache mit meiner Gattin entschieden wir uns dafür, uns auch so etwas einzubauen und damit gleich das ganze Bad zu erneuern. Die Entfernung der alten Badeinrichtung gestaltete sich rechts schwierig, da irgendwann schonmal jemand das Bad ausgebaut hatte (Wohl im Zuge der Außenhautsanierung, da werden wohl schon ein paar Wasserschäden aufgefunden worden sein) und danach mit mehr Silikon und Kleber als nötig wieder eingebaut hatte. Daher ging das Ganze auch nur mit Zerstörung der Möbel.

Als ich alles draußen hatte, fiel mir auf, dass hinter der Toilette eine weiche Stelle war, die schon leicht braun aussah.

Das verheißt nichts Gutes, also habe ich ein bisschen Wandverkleidung entfernt, um dann festzustellen, dass dahinter das Holz der Trägerkonstruktion ziemlich feucht und faulig war. Na Bravo. Somit habe ich die „Quelle“ lokalisiert (natürlich die Kante zwischen Seite und Heck) und alles gammlige Material, also Latten und Styropor herausgerissen. Aber zuerst will ich mal Bilder sprechen lassen:




Auch der Fensterrahmen innen musste raus, da der über die Platten geht. Diesen konnte man aber einfach abschrauben und abnehmen. Der Vorteil: Wenn man den Innenrahmen abnimmt, kann man überprüfen, wie die Latten um das Fenster aussehen. Sind sie schon braun, gammelt es irgendwo. Meine sahen allerdings ganz gut aus.


Wie ich dann festgestellt habe, sind Fenster im Wohnmobil meistens mit Dekaseal eingebaut. Das Zeug hat eine 1A-Dichwirkung, aber leider kaum eine klebende. Da ich mit ausgebautem Rahmen innen dann ein paar Meter gefahren bin, kippte das Fenster leider ein klein wenig nach außen und wurde undicht. Dazu gibt’s aber einen Extrabeitrag.
Zurück zum Gammel: Das einzig wahre Werkzeug zum Entfernen des ganzen „Torfs“ heißt Oszilliersäge (bzw. Multitool). Damit kann man mit einem scharfen Spachtelaufsatz relativ bequem zwischen Außenhaut und Latten hineinfahren und beides voneinander trennen, ohne das Blech zu beschädigen. Das ist von dem her notwendig, dass die Latten an das Blech geklebt sind. Da sollte man nicht mit Gewalt dran reißen. Sollten irgendwo noch Schrauben herausstehen, kann man diese mit einem Bolzenschneider abzwicken. Sollte sich dadurch ein Loch in der Außenhaut ergeben, muss man ein Blech einkleben (Siehe nächster Absatz)

Einmal ist es mir eben doch passiert, dass ich mit der Säge die Außenhaut verletzt habe. Dafür habe ich dann aus einem alten Nummernschild ein Teil ausgeschnitten, mit Dekaseal 8936 von innen eingeklebt und mit einer Latte verspannt, bis das Dichtmittel außen wieder herausgekommen ist. Nummernschild daher, da es wie die Außenhaut aus Aluminium ist und man aufgrund der gleichen Ausdehn- bzw. Zusammenzieheigenschaften beim gleichen Material bleiben sollte, um spätere Undichtigkeiten zu vermeiden.

Als alles auseinander war, habe ich die fauligen Stücke bis zum gesunden Holz mit der Oszilliersäge vorsichtig herausgeschnitten.

Dann kamen neue Latten im gleichen Maß rein, wurden mit Caravan Glue 1K PU eingeklebt und danach noch mit Winkeln miteinander verschraubt.

Die Hohlräume, die vorher mit Styropor bestückt waren, habe ich mit Styrodur gefüllt, das ich genau so geschnitten habe, dass es mit leichtem Druck in die Hohlräume passt. Zur Sicherheit habe ich aber auch noch ein paar Kleckse Caravankleber auf die zu klebenden Flächen aufgetragen. Warum aber Styrodur? Styrodur ist druckbeständiger und wasserresistenter als Styropor, dafür aber auch ein wenig teurer. Da ich in meinem Fall aber nur 3 Platten kaufen musste, war der Preisunterschied nicht zu wild.

Zuletzt musste natürlich alles wieder verkleidet werden. Ich bin leider zu geizig, mir beim Schreiner Mehrschichtplatten zu holen, also habe ich mir aus meinem Fundus zwei alte Schrankrückwände geholt. Diese musste ich, da sie nicht genau gepasst haben, teilweise etwas kompliziert zuschneiden. Verklebt habe ich sie dann nicht, sondern nur großzügig mit 3x20er Spax verschraubt. Hält auch. Wo Unregelmäßigkeiten in der Platte waren, bin ich kurz mit dem Exzenterschleifer drübergegangen.
Als Finish wird die ganze Geschichte mit einer Klebefolie bezogen, da sollte man dann die Fugen und kleine Unregelmäßigkeiten nicht mehr sehen. Zum Badbau an sich wird es aber ebenfalls einen Extrabeitrag geben.
Das Fenster habe ich in dem Zug dann gleich neu eingedichtet und verschraubt. Das beschreibe ich demnächst.

Ein Problem existiert aber noch: Von außen kommt ja nach wie vor Wasser rein, also muss man auch da was tun. Mittlerweile hatte ich die Stelle auch lokalisiert. Der Vorvorbesitzer hatte das komplette Wohnmobil mit LKW-Plane bezogen. Top Sache, auf der Fläche wird das nie wieder undicht. Dafür aber an den Stößen umso mehr…
Sorry für den schwarzen Fingernagel, da ist Dekaseal drunter (und kommt auch so einfach nicht mehr raus).

Daher habe ich die Kante außen erstmal mit Seifenlauge und danach mit Spiritus gereinigt. Als nächstes kamen zwei sich überlappende Lagen 3M 4411 Isobutyklebeband auf die Kante. Das ist ein Top Zeug! Das verschweißt sich mit dem (gereinigten) Untergrund so, dass man es nicht mehr abbekommt. Noch dazu lässt es sich aufgrund seiner Elastizität hervorragend verkleben und wäre das noch nicht genug, ist es noch überlackierbar. Wenn das nix taugt, weiß ich auch nicht mehr weiter.


Somit habe ich eine weitere der vielen Baustellen beseitigt, es warten aber noch diverse andere auf mich, die in anderen Beiträgen demnächst hier erscheinen werden.
In einem Monat muss ich fertig sein, da wird uns dieser Panzer nämlich für einen Monat nach Schweden bringen.
Super Beitrag! Danke. Bin am überlegen einen Wohnwagen mit kleinen Wasserschaden zu kaufen und her zu richten. Ich denke mir: Lieber einen mit offensichtlichen Wasserschaden für wenig Geld als ein teurer mit evtl versteckten Wasserschaden. Handwerklich mache ich viel selber, das dürfte ich hinbekommen.
Das Klebeband merke ich mir auf jeden Fall!
es gibt keinen „kleinen“ Wasserschaden, glaub mir… Wenn du da anfängst die Verkleidung abzubauen sieht man erst das Ausmaß und man bemerkt immer mehr! Dann wird aus einem kleinen, ein ziemlich großer Wasserschaden…
Da stimme ich dir grundsätzlich zu, das kann auch in die Hose gehen;-)