Da will man seine MZ mal wieder ausfahren und stellt fest, dass über den Winter anscheinend die Gabel undicht geworden sein muss. Bei der letzten Ausfahrt hat sich eine ordentliche Menge Gabelöl auf meiner Scheibenbremse verteilt. Das kann man so nicht lassen. Gott sei Dank verfüge ich über ein amtliches Ersatzteilsortiment, weswegen ich mich umgehend an die Reparatur machen konnte. Gewechselt wurden Gabelfedern, Gabelöl und die Dichtringe. Gleichzeitig wurde alles gereinigt.
Motorrad vom Beiwagen trennen
Als sinnvoll hat sich hier die Bierkasten/Wagenheber-Methode erwiesen. Vorne packt man einen Bierkasten unter den Beiwagen, hinten pumpt man ihn mit einem Wagenheber in die Höhe.
Dann öffnet man die 3 Halteklammern, indem man sie nacheinander immer ein Stück weiterdreht. Gelegentlich man man etwas am Motorrad ruckeln, um die Spannung herauszunehmen. Sind alle Klammern gelöst, kippt man das Motorrad vorsichtig vom Beiwagen weg, so dass der Torsionsstab aus der Hülse flutscht.
Die Maschine habe ich dann von der Motorradgarage durch das halbe Haus bis in meine Werkstatt geschoben und dort auf den Hauptständer gestellt. Unter den Motor habe ich wieder einen Bierkasten geschoben, um die Maschine gegen Kippen nach vorne abzusichern.
Material
Ich habe zu der Zeit, als ich die MZ von Grund auf restauriert habe, immer ein paar Teile mehr bestellt, um für den Ernstfall gerüstet zu sein.
Was auch nicht schadet, ist sich mittels Literatur in die Materie einzulesen. Die beiden gelben Bücher sind auf jeden Fall Pflichlektüre, der Order ist mit Reparaturanleitungen, Gutachten, Explosionszeichnungen und Ersatzteillisten gefüllt.
Für diese Reparatur benötigt man folgende Materialien bzw. Werkzeug:
- 2 doppellippige Gabelsimmerringe (Wellendichtring D35x47x7)
- Bremsenreiniger
- 460 ml Gabelöl (Ich habe 10W benutzt)
- Lappen
- Dichtmasse (Hylomar)
- Kriechöl (Ballistol)
- Neue Gabelfedern (Progressive oder Gespannfedern wären optimal, ich habe damals die regulären gekauft und baue daher diese ein. Es wird sich herausstellen, ob das gut war)
- Schlitzschraubendreher
- Heißluftpistole
- Besenstiel
- Drehmomentschlüssel
- 13er, 27er und 24er Nuss und Ratsche
- 10er Steckschlüssel
- Messbecher
- Auffangwanne für Altöl
Abbau Lenker und Öffnen der Gabelverschlussstopfen
Um an die Gabelverschlussstopfen zu kommen, muss man den Lenker demontieren. Danach wird er auf dem Tank abgelegt, den man mit einem Lappen großzügig abdeckt (Kratzer!). Ich habe ihn noch mit Kabelbindern gegen Wegkippen gesichert.
Die Plastikkappe der Stopfen löst man mit einer 27er Nuss, mit der man die Kappe „abruckelt“.
Den Stopfen löst man mit der 24er Nuss. Auf keinen Fall darf der Lenkanschlag zum Gegenhalten verwendet werden. Dafür nimmt man einen Besenstiel, den man zwischen der Gabel durchfädelt und mit den Beinen gegenhält. Die Gabelverschlussstopfen sind oft eingeklebt, da kann es sein, dass man gute 150Nm braucht, um die loszubekommen.
Ausbau des Schutzbleches und des Vorderrads
Das Schutzblech löst man mittels der 4 Schrauben. Als nächstes ist das Vorderrad dran. Dazu öffnet man die Mutter am Ende der Achse, löst danach die Klemmverschraubung und zieht die Achse seitlich aus der Gabel (Schraubenzieher durchstecken). Unbedingt die Reihenfolge der Teile merken, die auf der Achse sitzen.
Nun kann man das Vorderrad nach Vorne wegziehen. Nicht verkanten, da man es auch aus der Bremse herauszieht.
Ich habe einen Tarozzi Gabelstabilisator, der einfach durch Lösen der Schrauben abgebaut wird. Das geht entweder gleich oder bei ausgebauter Gabel. Ich habe mich für letzteres entschieden. Die Bremse ist etwas heikler, dazu löst man die zwei Inneninbusschrauben und legt die Bremse auf einer Unterlage ab, damit sie nicht an der Bremsleitung hängt.
Nun löst man noch die beider 14er Schrauben der oberen Gabelbrücke. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, alle Schrauben und Muttern bis zur Montage in Ballistol einzulegen.
Ausbau der Gabel
Sind alle Schrauben und Verklemmungen gelöst, sollte man die Stellung der Standrohre in der Gabelbrücke mit Edding markieren. Danach kann man die Gabel nach unten wegziehen.
Nun dreht man die Gabel um und lässt das Öl herauslaufen. Bei mir kam logischerweise ziemlich wenig raus.
Zerlegen der Gabel
Die Federn kann man einfach aus dem Standrohr ziehen. Achtung, Sauerei!
Nun steckt man den 10er Steckschlüssel auf die Mutter und schiebt ihn auf die Mutter, die unten im Holm sitzt. Meine Muttern ließen sich leicht lösen. Sollte das nicht gehen, muss man einen Schlitzschraubendreher durch den Steckschlüssel fädeln und unten die Schlitzschraube gegenhalten.
Nun kann man die Standrohre einfach nach oben wegziehen.
Die Holme kann man mit Bremsenreiniger ausspritzen oder mit Waschbenzin fluten, um den alten Schmodder herauszubekommen. Die hohlgebohrte Gewindestange, die im Standrohr sitzt, wird mitsamt der Feder und der Tellerscheibe mit Bremsenreiniger geputzt.
Einbau des Dichtrings
Zuerst muss der alte Dichtring raus. Diesen hebelt man mit einem Schlitzschraubenzieher heraus und nutzt ein Stückchen Holz, damit man den Gabelholm nicht vermackt. Achtung: Die Dichtfläche darf auf keinen Fall verkratzen!
Ist der alte Dichtring entfernt, reinigt man alles mit einem weichen Lappen und ordentlich Bremsenreiniger.
Der neue Dichtring wird mithilfe des alten Dichtrings und eines Gummihammers eingeschlagen. Nicht verkanten!
Nun kann man die innen und außen gereinigten Standrohre wieder einsetzen. Man fädelt die Tellerscheibe und die Feder wieder auf die Gewindestange., welche man danach in den Holm schiebt. Achtung, das Gewinde muss unten wieder rauskommen! Die Sicherungsscheibe und die Mutter kann man mittels der 10er Stecknuss wieder handfest ziehen.
Einbau der Holme
Die Gabelholme werden mit Kriechöl eingerieben und von unten bis in die obere Gabelbrücke geschoben. Die Klemmschrauben entfetten, mit Kupferpaste einreiben und in die untere Gabelbrücke einschrauben.
Nun führt man die neuen Gabelfedern ein und befüllt die beiden Standrohre mit jeweils 225ml Gabelöl, welchem man noch 5ml MoS2 beigibt (Gesamt also 230ml). Dies liegt an der Materialpaarung Chrom auf Aluminiumoxid, welche besonders geschmiert werden muss.
Die Gabelverschlussstopfen werden gereinigt (Stahlbürste) und entfettet in den oberen beiden Gewindegängen mit Hylomar Dichtmasse bestrichen und mit 120 – 150Nm angezogen. Den Besenstiel nicht vergessen, der Anschlag reißt 100% ab, wenn man ihn zum Gegenhalten verwendet.
Einbau Vorderrad, Schutzblech und Bremse
Das Vorderrad wird wieder von vorne in die Gabel gerollt. Dabei wird die Bremsscheibe genau zwischen die Bremsbeläge eingepasst. Nun montiert man die Achse und danach das Schutzblech (und in meinem Fall den Gabelstabilisator) wieder in umgekehrter Reihenfolge wie beim Ausbau. Vor dem Festziehen des Schutzbleches das Motorrad ein paar Mal einfedern.
Und…fertig. Mich hat die Reparatur etwa 5 Stunden gekostet, ich habe es allerdings auch noch nie vorher gemacht. Mein Tipp zum Abschluss ist auf jeden Fall, alle Teile beschriftet abzulegen. Ich habe auf meinem Werktisch mehrere Bögen Papier liegen, auf welchen ich alle Kleinteile in der richtigen Reihenfolge ablege und beschrifte.
Ben soktum ama toplayamadim daha detayli resim gonderirmisiniz
maalesef türkçe anlamıyorum 🙂