Die letzten Wochen habe ich mich immer wieder mal mit einem etwas anspruchsvolleren Projekt beschäftigt. „Immer wieder mal“, da ich festgestellt habe, dass mir beim Löten und der Arbeit mit Platinen schnell die Lust schwindet. 100%ig hat es auch nicht funktioniert, den Prozess möchte ich aber trotzdem hier dokumentieren.
Jozo, ein sehr guter Freund von mir, der das Zocken mit Retrokonsolen schon stark zelebriert (da bin ich nichts dagegen) und mit Speedruns alter GameBoy-Spiele sogar diverse Weltrekorde hält, hat mir letztes Jahr einen OVP-Controller für den GameCube geschenkt, was ich für eine sehr große Ehre halte. Mit der Zeit ist mir dann die Idee gekommen, ihm einen GameBoy Classic zu modden.
Die Konsole hatte ich noch zuhause (war ein Flohmarktkauf vor vielen Jahren) und habe sie jahrelang nicht angefasst (wobei das Interessante war, dass trotzdem die Batterien noch genug Saft hatten, dass ich sie bis jetzt nicht wechseln musste).
Beim Zerlegen fiel mir eine kleine Ecke aus der Bildschirmglasplatte entgegen, die anscheinend schon länger ab war, sich aber jetzt erst endgültig gelöst hatte. Da dachte ich mir nix, wie sich aber später zeigen sollte, hatte das durchaus Folgen.
Beim weiteren Auseinandernehmen fiel mir auf, dass die Platinen von unglaublich vielen Schrauben gehalten werden. Das wird wohl der Grund sein, dass die GameBoys so viel aushalten. Da wackelt nichts!
Auf dem folgenden Bild sieht man, dass der Bildschirm am Rand schon leichte Schäden aufweist (an der Stelle ist auch die Ecke ab). Irgendwer muss das Teil ziemlich oft auf den Boden gepfeffert haben. Wenn die Platinen auch unzerstörbar scheinen, der Bildschirm ist es leider nicht. An Dreck mangelte es übrigens auch nicht, weswegen ich das Case erstmal in die Spülmaschine gesteckt habe.
Als erster Schritt wurde der Bildschirm demontiert und für die Hintergrundbeleuchtung vorbereitet. Dazu muss man mit einem scharfen Messer hinter dem Bildschirm vorbeifahren und die alte Polarisationsfolie ablösen.
Weiterhin habe ich das Backlight und eine neue Polarisationsfolie hinter den Bildschirm gepackt und die Kabel angelötet. Das System, das ich verwendet habe (backlight4you – übrigens sehr empfehlenswert), passt da perfekt rein.
Jetzt kam aber der richtig spannende Teil: Das Backlight4you-Set beinhaltet einen Bivert-Chip, der eingelötet werden muss. Zu dem Zweck müssen aber Leiterbahnen durchtrennt werden (Ziemlich genau im Mittelpunkt des Bildes zu sehen).
Dann kam der Chip. Das war eine gewaltig frickelige Löterei, letztendlich hat es aber gut geklappt und hält auch ordentlich.
Der Chip musste jetzt noch im Gehäuse verstaut werden. Als weiteres Gimmick habe ich ein Trimm-Potentiometer an die Stromversorgung der Beleuchtung gebaut, damit man die Helligkeit verstellen kann, falls das System die Batterien doch zu stark belastet.
Das ganze wieder sinnvoll zusammenbringen war dann eher schwierig, da die Kabel der Stromversorgung direkt an den Knöpfen vorbeigehen und beim Zusammenbau entweder eingeklemmt werden oder die Funktion der Knöpfe beeinträchtigt. Ich musste den GameBoy sicher 4x wieder auseinanderbauen.
…und dabei habe ich irgendwie den Lautsprecher geschossen. Ich habe mich schwarz geärgert und sicherlich einen ganzen Abend damit verbracht, die komplette Konsole mit dem Multimeter durchzuklingeln, habe aber beim besten Willen nichts finden können. Die Kopfhörerbuchse geht aber. Vielleicht kann ich da demnächst noch das Signal abgreifen und auf die Lautsprecher bringen, fürs erste habe ich aber die Schnauze voll:-)
Nach dem ersten Anschalten kam noch eine weitere Ernüchterung. Die abgebrochene Ecke im Bildschirm hat einen toten Streifen produziert (und ein toter Querstreifen ist auch noch aufgetaucht).
Also halten wir fest: Das System funktioniert, es gibt aber keinen Sound mehr über den internen Lautsprecher und rechts sieht man nicht alles. Also als Geschenk nicht geeignet. Ich habe Jozo den GameBoy trotzdem angeboten, er hat ihn aber höflich abgelehnt, mit der Begründung, dass er ihn aufgrund der Defizite eh nicht nutzen würde. Ich mag ja ehrliche Leute. Als Kompromiss haben wir uns aber darauf geeinigt, dass wir entweder das ganze zusammen nochmal versuchen (mit einem anderen GameBoy) oder einfach ein anderes Gerät modden. Er träumt von einem beleuchteten GameBoy Advance. Grundsätzlich bin ich jetzt ja schon um einiges schlauer als vor dem Projekt, weswegen das schon funktionieren könnte.
Die Idee finde ich super, zusammen etwas bauen und dazu Bier trinken ist eh mein liebstes Hobby.
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