Das ist bestimmt eine meiner eindrücklichsten Erinnerungen an den Altmetallcontainer (dem ich ja schon gut 20 Jahre Besuche abstatte). Irgendwann lag da dieses Ding drin. Das habe ich damals mitgenommen und bestimmt 5 mal umgezogen. Was dran gemacht habe ich nie. Ein Skibob der Marke „Schobob“ aus „West-Germany“, gebaut im Jahre 1965. Den trage ich jedes Jahr, wenn die Schneeverhältnisse passen, auf die Dürrenberg-Alm in Reutte und fahre dann gute 20 Minuten am Stück wieder runter.
Da es aber einen (für mich trotzdem nicht nachvollziehbaren) Grund hatte, dass das Ding damals weggeworfen wurde (Rost, Gummiteile verschlissen, Beläge teilweise kaputt) und ich das Teil auch nicht immer geschont habe, wurde nun eine „kleine“ Revision fällig.
Zustand vorher
Der vordere Gummiring, der die beiden Hauptelemente zusammenhält, war so porös, dass ich jederzeit damit rechnen musste, dass er reißt. Daher wurde er mal provisorisch mit Kabelbinder verstärkt, was dann längere Zeit so blieb.
Die Beläge sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache. Da der Bob immer gut ging, war ich gespannt, wie sich die Fahrbarkeit verbessert, wenn man diese mal aufarbeitet.
Zerlegen
Zuerst wurde das ganze Gerät komplett zerlegt und alles mit Fotos und Zetteln dokumentiert. Profipuzzle…
Alle Schrauben wurden grob mit der Drahtbürste vorgereinigt und dann 2 Tage in Caramba eingelegt.
Danach habe ich sie mit einer alten Zahnbürste vom Dreck befreit.
Gereinigt und hinterher entfettet, wurden sie mit Kupferpaste bestrichen und auf die Seite gelegt.
Der nächste Schritt waren die Gummiteile. Da es für den Bob leider keinerlei Ersatzteile mehr gibt, muss man mit dem arbeiten was man hat bzw. organisieren kann. Die Spezialteile habe ich gereinigt und mit Gummipflegestift von Nigrin behandelt. Ich hoffe, dass das den Alterungsprozess der Teile etwas bremst, die sind nämlich allesamt recht rissig.
Den Ring, der Gabel und Hinterteil des Skibobs zusammenhält, habe ich gefunden, allerdings nur in 8 mm Stärke. Original sind knapp über 10mm. Der geht aber auch, die Bezugsquelle habe ich mir aufgeschrieben, falls er irgendwann reißt.
Als nächstes ging es an den Rahmen. Der besteht aus verchromtem Stahlrohr und ist ziemlich picklig. Da Abschleifen und Lackieren oder sogar Neuverchromen nicht infrage kommt, habe ich mir 1L Ovatrol bestellt. Das Zeug wollte ich schon immer mal ausprobieren. Was soll ich sagen – geht einwandfrei. Das Zeug lässt sich gut streichen (hinterher nachpolieren nicht vergessen), dringt in den Rost ein und hindert ihn daran, weiterzuarbeiten. Im Frühjahr kommt das unters Wohnmobil!
Den letzten Schritt hatte ich etwas vor mir hergeschoben. Skibeläge aufarbeiten ist halt doch eher Profiarbeit. Aber man muss ja seine Erfahrungen machen. Daher habe ich nach etwas Recherche eine Packung „Repair candle“ von Toko bestellt. Normalerweise reicht die lange, ich habe alles gleich auf einmal verheizt.
Man zündet den Stab an und tropft das schmilzende Material auf die Kratzer. Da der Belag eigentlich fast nur aus Riefen bestand, war das natürlich eine Riss- und abendfüllende Geschichte.
Idealerweise haftet das Zeug nicht nur auf den alten Belägen, sondern auch auf der darunterliegenden Holzschicht ganz hervorragend. Nach 4 Repair candles sahen meine Beläge so aus (Ich hab aber auch nicht gespart):
Normalerweise zieht man das überschüssige Material mit einer speziellen Klinge ab. Ich hatte die aber nicht bestellt. Daher habe ich mich mit Schleifpapier verschiedener Körnung (120 – 240) und dem Exzenterschleifer daran gemacht. Ging einwandfrei. Nach dem Feinschliff waren die Ski so glatt wie ein Babypopo.
Alles was nun schwarz ist, war vorher Kratzer. Zu meiner Verteidigung muss ich noch sagen, dass es das Zeug nur in Schwarz und Transparent gibt. Transparent würde wahrscheinlich noch bescheuerter aussehen.
Nachdem nun alles renoviert war, wurde der Bob wieder zusammengebaut und, wo nötig, gefettet und geschmiert. Als der damals im Container lag, war noch so eine Rahmentasche dran. Die habe ich ebenfalls gereinigt, neue Löcher in die Gurte gestanzt (damit man sie enger befestigen kann) und wieder am Bob angebracht. Optisch hat sich gar nicht so viel verändert, mir ging es aber darum, ein wenig Patina zu erhalten und die Funktion zu verbessern, immerhin ist das Ding ja gute 55 Jahre alt.
Der Test
Nachdem ich gestern Abend fertig geworden war, wollte ich den Skibob natürlich gleich heute testen. Also ab zum Bobhügel und los gehts. Also zu Vorher ist das ein meilenweiter Unterschied. Der Bob gleitet wie ne 1 und ist locker nochmal ein Drittel schneller als vor der Aufarbeitung. Ab jetzt wird er besser gepflegt, auf dass meine Jungs in ein paar Jahren noch Spaß damit haben können.
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