Ich glaube, so langsam brauche ich nicht mehr zu erwähnen, dass ich in regelmäßigen Abständen einen Altmetallcontainer durchwühle und dort schon einige Schätze ausgraben konnte. Meistens nehme ich nur Dinge mit, die dann in irgendeiner Ecke der Werkstatt auf ihren Einsatz warten. So stand seit guten zwei Jahren das Sägeblatt einer Wippsäge aus Chromstahl hinten an der Wand, bis mir letzte Woche ein hervorragender Verwendungszweck eingefallen ist: Eine sogenannte Plancha-Grillplatte mit einem Griff aus einem alten MZ-Pleuel.

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Noch kurz zur Erklärung: „A la Plancha“ – Grillen kommt aus Spanien. Grundsätzlich ist diese Methode super geeignet, um kleineres Grillgut zuzubereiten, da nichts durch den Grillrost fallen kann. Also ein idealer Vegetariergrill. Gleichzeitig entwickelt das Essen einen besseren Eigengeschmack, der frei von Ruß und alten Resten vom Grillrost ist. Normalerweise wird bei Plancha auf bzw. ab ca. 280 Grad gegrillt, wozu meines Erachtens eine Feuerschale mit Grillbriketts hervorragend geeignet ist, das wird sogar noch heißer.

So, aber jetzt zum Projekt:

Am Anfang war das Sägeblatt. Obwohl es aus Edelstahl bzw. Chromstahl hergestellt ist, war es mit etwas Flugrost bedeckt. Zum Größenvergleich habe ich mal klassisch ein Feuerzeug draufgelegt.

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Damit man sich beim Grillen nicht die Wadln verletzt, mussten die Zähne weg. Dafür gibts ja den Trennschleifer.

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Die Zähne bleiben mal in der Restekiste, man weiß ja nie…

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Wenn man die Flex schon mal in der Hand hat, kann man auch gleich ein Viertel der Platte rausnehmen (damit das Feuer später etwas mehr Luft bekommt).

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Mit der Lamellenscheibe geht es dem Rost an den Kragen. Da der wie gesagt nur oberflächlich war, habe ich eine eh schon etwas abgenutzte genommen, damit ich nicht aus Versehen zu tief schleife und die Platte dann zu arg verschrammt wird.

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Das ging relativ flott.

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Danach habe ich mit der Exzenterschleifmaschine und einem 240er Blatt die Scheibe noch etwas „poliert“.

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Von der Motorregeneration meines MZ-Motors hatte ich noch das alte Pleuel im Regal liegen. Das wurde gereinigt, mit der Lötlampe „desinfiziert“, (wie immer streng nach Augenmaß) ebenfalls abgeflext, …

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…mit Magnet zum Schweißen fixiert (und zwar so, dass der Schwerpunkt der Scheibe sich ziemlich genau beim Auge des Pleuels befindet), angepunktet…

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…und durchgeschweißt.

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Nach mehreren Projekten muss ich mich für meine Schweißereien meiner Meinung nach nicht mehr schämen, das traue ich mich herzuzeigen.

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Trotz meiner sehr ungenauen Messungen kann man die Platte mit etwas Kraft mit einem Finger am Pleuelauge hochheben, ohne dass sie kippt. Wenn die Platte bereits heiß ist, kann man auch einen Besensteil durchfädeln und die Platte zu zweit heben.

Jetzt ging es an den ersten Test.

Um die Plancha-Platte gleich mal richtig durchzuheizen, habe ich einen ganzen Sack Grillbriketts eingeschürt. Die Platte wurde während des Aufheizens zu Reinigungszwecken immer wieder mit sonnenblumenölgetränkten Lappen abgerieben bis sich die Berge drin gespiegelt haben.

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Mit zunehmender Hitze änderte sich auch die Farbe:

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Erster Testkandidat war ein Stück Schweinefilet.

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Nachdem das nicht nur lecker ausgesehen sondern auch geschmeckt hat, durfte der Rest drauf:

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Die Platte war so heiß, dass nach kürzester Zeit gewendet werden musste, damit da nichts anbrennt.

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Nach dem Grillen lässt sich eine Plancha-Platte einfach mit einem Edelstahlspachtel (Trockenbau) abkratzen.

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Also der erste Test war ein voller Erfolg. Ich denke, wenn das nächste Mal Leute zum Grillen kommen, bekommt jeder seine eigene Grillzange und einen Stuhl und darf sich sein Zeug selber grillen. Dann nehme ich aber weniger Kohle, das war schon ordentlich heiß (und selbst zwei Stunden später war das noch heiß genug, dass draufgespritztes Wasser sofort verdampft ist).

Falls man kein Sägeblatt und Schweißgerät zur Verfügung hat, empfehle ich aber auch guten Gewissens den Anton Wiedemann (der uns ja schon die Gurtböcke fürs Wohnmobil gebaut hat) weiter, der hat ziemlich geile Plancha-Platten im Angebot.