Letzte Woche war mal wieder eine von der guten Sorte, lag doch ein altes Pocketbike im Container. Ein Dreh am Polrad zeigte – Kompression ist da und Motor dreht. Da nur der Seilzugstarter fehlte, war mir es mir den Aufwand wert, zumindest mal zu schauen, was dem Ding fehlt. Also schnell in den Kofferraum geworfen und heimgefahren. Das Teil hat nämlich einen latent intensiven Duft von altem Sprit verströmt.
Zuerst habe ich das Ding mal ein wenig zerlegt, um sehen zu können, wo es fehlt. Die erste Analyse ergab zuerst mal viel Dreck. In den meisten Mopedforen hat irgendwer die Profilsignatur „Putzen ist legales Tuning“. Also Lappen, Bremsenreiniger und Werkzeug ausgepackt und alles mal so weit nötig auseinandergenommen.
Der Vorteil beim Auseinanderbauen und reinigen ist, dass man gleich mal überprüfen kann, ob irgendwo was wackelt oder fehlt. Ich konnte auf jeden Fall feststellen, dass das Ding wohl nicht sehr pfleglich behandelt wurde und dann wohl ne längere Zeit ungeputzt in der Gegend rumstand und ein wenig Rost angesetzt hat.
Ein alter ungeputzter Vergaser sorgt des Öfteren für Probleme, also wurde der gleich mal zerlegt, alle Düsen mit Pressluft durchgepustet und alles wieder zusammengebaut. Da ich keine Lust hatte, Geld auszugeben, habe ich alle Dichtungen einfach wiederverwendet.
Somit war am Moped nicht mehr viel dran, weiter wollte ich es allerdings nicht zerlegen. Die Bremsen bremsen und die Lenkung hat kaum Spiel. Das kann man so lassen.
Nachdem da eine sehr stümperhafte Lackierung drauf war, habe ich das Ding noch angeschliffen und mit Hammerit Metallschutzlack Schwarz glänzend gejaucht. Was anderes war nicht da und das hält erstaunlich gut und kommt mir sogar benzinresistent vor.
Danach gefiel es mir besser. Einen Sitz habe ich mir auch noch aus einem Rest Armaflex gebastelt. Weich und warm.
Auf dem Bild sieht man ein weiteres Accessoire: Ein Bierdosenhalter. Das braucht man!
Vor Urzeiten hatte ich mir mal einen Aufkleber bei einem Motorradversandhaus bestellt, den ich auf ein Motorrad kleben wollte. Habe ich Gott sei Dank wegen Peinlich nie gemacht, aber auf das Ding passt der ganz gut.
In der Aufkleberkiste waren noch zwei weitere schicke Sticker, die kamen auch gleich zur Verwendung:
Für vorne habe ich aus einem Metallwinkel, einem alten Anhängerreflektor und einem weiteren Aufkleber so eine Art Scheinwerferimitation gebastelt.
Zwischendurch hatte ich das Moped mal mit einer Bohrmaschine am Polrad zum Laufen gebracht, was allerdings den Effekt hatte, dass der Motor schneller drehte als die Bohrmaschine und die Halteschraube des Polrades rauskam. Das ist kein Zustand. Da ich aber nun den Beweis hatte, dass das Teil läuft, habe ich für nen knappen Zwanni einen Seilzugstarter bei Amazon geordert. Den eingebaut, bin ich heute Nachmittag die ersten Runden im Garten gefahren. Am Standgas muss noch ein bisschen was gedreht werden, auch die Düsennadel werde ich wohl etwas höher hängen. Aber der Ofen läuft und trägt mich mit meinen 80kg Gewicht. Allerdings tut mir aufgrund meines fortgeschrittenen Alters und der dämlichen Sitzposition (Ich bin fast 1,90m groß) seitdem die Hüfte weh.
Und das Pocketbike ist lauter als die dickste Motorsäge meines Nachbarn.
Was mach ich jetzt damit? Keine Ahnung. Erstmal angeben und alle Freunde draufsetzen, die mich besuchen, um dann mit Bier in der Hand Donuts im Garten zu drehen. Und dann wird es wahrscheinlich oben in der Werkstatt einen Platz im Regal finden. Ob ich meine Kinder draufsetze, weiß ich noch nicht, wenn man bei Youtube „Pocketbike“ eingibt, findet man viele Videos von an Wände knallenden Kindern. Mal schauen, vielleicht bau ich noch ne Drossel ein.
Dennoch ist es immer wieder verrückt, mit wie vergleichsweise wenig Aufwand man Dinge, die andere Leute für Müll halten, in Spaß verwandeln kann, wenn man kein Problem damit hat, sich die Finger ein wenig schmutzig zu machen.
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