Der Winter ist in den Bergen lang und man braucht ein Projekt, um sich abends die Zeit zu vertreiben. Da ich im Januar grad nix zu tun hatte, habe ich auf den örtlichen Kleinanzeigen immer wieder mal geschaut, was da so an alten Mopeds verkauft wird. Irgendwann war da ein Fragment eines alten Mopeds zu verkaufen, das irgendwie mein Interesse weckte. Der Preis war mit 690 Euro für ein so seltenes Teil für mich ok, also habe ich es geholt. Das war der Beginn einer monatelangen Vollrestauration, die mich ein paar Nerven gekostet hat, aber auch unheimlich viel Spaß gemacht hat.


Zuerst ging es mal an die Bestandsaufnahme. Was dran war, wurde abgebaut, zerlegt, gesichtet, gereinigt und wieder zusammengebaut. Die Kosten für Ersatzteile halten sich teilweise in Grenzen, wenn man auch beachten muss, dass nicht immer alles gleich auf Anhieb passt. Einiges musste ich über Kleinanzeigen beziehen.
Kleiner Pro-Tipp: Wenn man Lehrer ist, kann man sich nen alten Kartenständer organisieren, an dem kann man ganz wunderbar Fahrrad- und Mopedrahmen aufhängen.

Wenn man (wie ich) nicht immer der Ordentlichste ist, kann so ein Projekt schon mal etwas unübersichtlich werden:

Nachdem ich die Felgen auf Schlag geprüft hatte, gereinigt und mit Owatrol versiegelt hatte, wurden sie neu beschlaucht und neu bereift.

Die vordere Bremse hatte noch gut Belag, da musste ich außer Putzen nichts machen.


Als nächstes kam der Lenkkopf dran. Auch hier war eine gründliche Reinigung und Zusammenbau unter Zuhilfenahme von viel Fett ausreichend.



So wirklich vorstellen kann man sich hier noch nicht, dass das mal was werden soll.

Über das Veteranenforum konnte ich einen netten Menschen finden, der mir einen originalen Tankdeckel verkauft hat. Dieser wird hinten mit Splint gesichert, was recht selten ist, da die Dinger sonst mittels Kugeln fixiert werden.
Den Tank habe ich erst mechanisch innen gereinigt (Schrapnelle und schütteln), dann mit dem Hochdruckreiniger ausgespritzt und am Ende noch mit Zitronensäure behandelt.

Da ich mir vor einiger Zeit mal ein chinesisches Ultraschallreinigungsgerät gekauft hatte, habe ich fast alle losen Teile da einmal durchgejagt. Die Anschaffung eines solchen Gerätes lohnt sich meiner Meinung nach definitiv, wenn man öfter mit alten Vergasern etc. zu tun hat.

Auf Ebay fand ich eine schlecht fotografierte Ruine einer alten Miele und fragte freundlich beim Verkäufer nach, ob er mir auch nur den Scheinwerfer mit Tachowelle verkaufen würde. Er war dazu bereit, allerdings stelle sich das Ding dann doch als ganz schön hinüber heraus.



Aber gut, dafür war es nicht so teuer, also wurde alles zerlegt und alle Kontakte mit einem Glasfaserstift vom Grünspan und Rost befreit, alles geschmiert und wieder zusammengesetzt.

Den Reflektor habe ich so gut es ging abgeschliffen und mit Elsterglanz und Nevrdull poliert. Auf dem Bild ist nicht so gut zu erkennen, aber der glänzt ganz gut.


Der Tacho funktionierte mit Akkuschraubertest, daher habe ich ihn nur gereinigt und nicht zerlegt.

Da ich bei der Maschine die Patina erhalten wollte, sah der Scheinwerfer nach der Owatrolbehandlung so aus:

Ebenfalls auf Ebay fand ich eine wunderschöne Scheibe, die musste ich trotz des stolzen Preises haben. Der Chromring wurde wieder gerade gedengelt und ebenfalls poliert.

Über das Veteranenforum konnte ich originale Befestigungsstreben ergattern.

Dieses Rücklicht stammt wahrscheinlich von einem Traktor oder sowas. Mit etwas Blecharbeit ließ sich daraus aber eine recht ansehnliche Rücklicht-Kennzeichen-Kombination basteln.
Das Kennzeichenblech war mal der Deckel eines Ölfasses, die Halterung fürs Schutzblech habe ich aus einer alten Ofenplatte gebogen.


Der Vergaser war nur dreckig, der ließ sich mit Ultraschall und einem neuen Dichtungssatz wieder schön machen.





Aus dem Blech einer alten HiFi-Anlage habe ich mir einen Blechstreifen geflext und mein Bestes gegeben, mit Heizungslack ein schönes Nummernschild zu frickeln:


Kommt ganz gut! Die Halterungen sind umgebaute Ikea-Schrankschrauben.

Beim Sattel klopfe ich mir heute noch auf die Schulter. Da da viele Federn fehlten, bin ich auf der Suche nach Inspiration durch diverse Läden gelaufen, um irgendwas zu finden, was man da nehmen kann. Fündig wurde ich bei einem Sonderpostenmarkt, der Abflussspiralen für schmales Geld verkauft hat. Aus denen kann man sich 1A-Federn für Oldtimersättel basteln. Die Satteldecke fand ich auf Ebay Kleinanzeigen.



Am Rahmen war der Originale Motorhalter abgebrochen und nicht Teil des Verkaufs gewesen. Daher habe ich bei Ebay einen anderen erstanden, diesen abgezeichnet und aus der Halterung eines alten Warmwasserboilers eine Kopie gefeilt.


Die hat mir dann mein Nachbar, der Gott sei Dank Schlosser ist, festgebrutzelt.


Das originale Schutzblech ist nirgendwo mehr aufzutreiben, daher musste ich mir selber eines basteln. Hier sieht man ganz gut den Prozess, bis es mal so aussah, wie ich das wollte.

Material war der Boden eines alten Schwerlastregals.

Bei der Adler war das Schutzblech zweiteilig.

Lackiert wurde mit Brantho Korux, die Linierung habe ich mit Revell Modellbaulack gemacht.

Das Ergebnis ist ok, vielleicht finde ich ja doch noch irgendwann einen alten originalen Kettenschutz.

Beim Auspuff gab es einiges abzuschleifen, der war überaus hässlich lackiert.

Außerdem war er innen komplett zugekokt, was wir bei ein paar Bier geändert haben. Kleiner Tipp: Auspuff freibrennen nicht im Wohngebiet machen!

Nächster Schritt war die Tretgarnitur. Original war nicht zu kriegen, auch Anfragen in diversen Foren führten ins Nichts. Irgendwann habe ich festgestellt, dass man in das Tretlager Schlitzbuchsen mit 16mm Innendurchmesser pressen kann, der dem Durchmesser einer Puch Maxi-Achse entspricht. Von diesem Moped konnte ich dann einen Zahnkranz mit Pedalarmen und Pedalen anpassen.



Eigentlich wollte ich den Motor ja überholen, allerdings lief mir für verhältnismäßig schmales Geld ein bereits überholter über den Weg. Ich habe dann dennoch ein paar Teile ausgetauscht und den überholten eingebaut.


Das Ergebnis der ganzen Arbeit schaut so aus:

Ich bin eigentlich ganz zufrieden und hatte 4 Monate lang jeden Abend zu tun, habe viel Neues gelernt und aus einem Haufen Schrott ein fahrbares Moped gezaubert. Letztendlich hatte ich jedes einzelne Teil mehrfach in der Hand, habe alles bis auf die letzte Schraube gereinigt, überholt oder ersetzt und musste viele Lösungen mittels Improvisation finden. Gott sei Dank habe ich auch einen Haufen Freunde an der Hand, die mir mit Rat und Tat zu Seite stehen, wenn ich mal nicht weiterkomme.
Fazit: Als Daily Driver taugt für mich sowas nicht, vorerst bleibts mal in der Werkstatt und ich schau mal weiter, ob es eine Zulassung bekommt. Papiere gabs nämlich keine und ich weiß noch nicht, ob ich Bock auf das ganze Behördenheckmeck habe.
Vielleicht wird sie auch einfach verkauft. Mal schauen.
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